Katholische Universität Eichstätt
Lehrstuhl für Alte Geschichte
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Wenn im Folgenden über "Fremde" gesprochen wird, so sind diejenigen gemeint, die heute wohl als "Ausländer" bezeichnet werden.[1] Der Begriff des "Fremden" in der griechischen Welt könnte natürlich noch viel breiter aufgefaßt werden. "Fremd" war für die Griechen einer einzelnen Polis keineswegs nur jeder Ausländer, dem man die ferne Herkunft schon an der Nasenspitze ansah, sondern auch jeder, der nicht vollberechtigt zum Bürgerverband gehörte. Ein selbstbewußter athenischer Bürger ließ nicht so leicht einen Zugereisten als wirklich angekommen gelten. Gastfreundliche Integration und Abgrenzung ergänzten sich gegenseitig; die differenzierten Vorschriften des athenischen Fremdenrechts können sowohl das eine wie das andere beleuchten.[2]
Gerade die attische Demokratie war kein günstiger Nährboden für
die Verbrüderung aller Griechen, sondern ein System, das die
Besserstellung der eigenen Bürger gegenüber den Ansprüchen von
Fremden energisch verteidigte. Das athenische Bürgerrechtsgesetz von 451,
mit dem die Nachkommen aus Verbindungen athenischer Bürger mit Frauen
ausserathenischer Herkunft ihres Bürgerrechts und damit auch ihrer
demokratischen Privilegien in Form der Alimentierung verlustig gingen, zeigt
deutlich, wie wenig den "Einheimischen" daran gelegen war, die "Fremdheit"
der Fremden aufzuheben.[3]
Es ist allein der Zufall der erhaltenen Überlieferung, daß wir
über die Verhältnisse innerhalb Athens mehr wissen als in anderen
griechischen Poleis - den Athenern, wenn sie in die Ferne verschlagen wurden,
ging es nicht anders als den Fremden in Athen. Der Athener Andokides, der am
Ende des V. Jahrhunderts zeitweilig als Verbannter im Ausland zu leben hatte,
bemerkte dazu:
Ich habe gelernt, was es heißt, als Fremder oder als Metoike im Nachbarland zu leben.[4]
War es schon für erfolgreiche und angesehene griechische Fremde selbst
nach einem langen z. B. in Athen verbrachten Leben nicht möglich,
vollkommen zugehörig zu werden, so mußte dies für echte
"Ausländer" unter den athenischen Metöken,[5] die sich schon durch Muttersprache und
Hautfarbe als ursprünglich Fremde zu erkennen gaben, noch viel schwieriger
sein. Geschrieben wurde darüber verständlicherweise wenig: Xenophon
bietet eine der wenigen Stellen, wo "Vorurteile" gegenüber
nichtgriechischen "Ausländern" ganz unverhohlen ausgesprochen werden:[6]
Aber sicher dürfte auch die Stadt einen Nutzen davon haben, wenn die Bürger lieber allein miteinander ins Feld zögen, anstatt daß sich mit ihnen zusammen Lyder, Phryger, Syrer und andere Barbaren aus vielerlei Ländern in der Schlachtreihe aufstellen, wie es jetzt üblich ist. Denn viele Metöken entstammen diesen Völkern.
Ich komme damit zum eigentlichen Thema, dem Umgang der Griechen mit Fremden,
die zugleich "Ausländer" sind, also Menschen aus wirklich "fremden"
Ländern, unterscheidbar vom Durchschnittsgriechen schon durch ihre Sprache
und - übrigens nicht immer - durch ihr Aussehen[7]; im Griechischen ist das spätestens
seit dem V. Jahrhundert nicht mehr der "xénos"[8], sondern der "bárbaros", der
"Barbar".[9]
Bei der Konfrontation der neuen Siedler mit "Fremden" gab es immer mehrere
Möglichkeiten: das Scheitern einer solchen Unternehmung am Widerstand der
Eingeborenen (worüber es verständlicherweise keine Zeugnisse gibt),
die Vertreibung der "natives", oder - wenigstens in der Frühphase einer
Kolonie - die mehr oder wenige friedliche Koexistenz.
Die literarische Überlieferung über die erste Landnahme der Griechen
ist ausgesprochen knapp; soweit man diese Nachrichten durch archäologische
Zeugnisse ergänzen kann, ist der Schluß erlaubt, daß ein
erheblicher Teil der neuen Gründungen an Stellen vorgenommen wurde, an
denen bereits eine Ansiedlung der ursprünglichen Bewohner zu ermitteln
ist. Rein statistisch gesehen, war die erste Kolonisation also eher
gewalttätig als friedlich. Mindestens die Hälfte der Kolonien z. B.
Siziliens sind angelegt auf früheren Siedlungen der Sikeler; diese
Kolonien sind auch von Anfang an befestigt.[12]
Berücksichtigt man die materielle Not, die eine der wichtigsten
Gründe für die frühe griechische Kolonisation war, kann es nicht
überraschen, daß der Umgang mit den Einheimischen in der Regel alles
andere als rücksichtsvoll war. Das durch Herodots Bericht und eine
ergänzende Inschrift relativ gut bezeugte Unternehmen der Ansiedlung von
Bewohnern der Insel Thera in Nordafrika macht in Umrissen die schweren
Konflikte deutlich, die die ersten Siedler solcher Kolonisationsunternehmen bei
ihrer Ankunft auslösten.[13] Auch die knappen Worte des Thukydides
über die Geschichte der griechischen Kolonien auf Sizilien lassen die
häufige Gewaltsamkeit der griechischen Ankömmlinge erkennen:[14]
Archias verjagte zuerst die Sikeler von der Insel, die jetzt, nicht mehr ringsum umspült, die innere Stadt trägt. (...) Thukles und die Chalkidier legten von Naxos aus, vier Jahre nach der Gründung von Syrakus, die Stadt Leontinoi an, nachdem sie im Krieg die Sikeler verjagt, und danach Katana. (...)[15].
Häufig wird es Lug und Trug bei den Verhandlungen mit den Eingeborenen
gegeben haben, wie Polybios in einem Abschnitt über die Geschichte von
Lokroi Epizephyrioi in Süditalien schreibt:[16]
Verträge mit den Lokrern in Griechenland hat es weder gegeben noch wird von ihnen berichtet; wohl aber kannten alle aus der Überlieferung solche mit den Sikulern. Darüber erzählen sie folgendes: Damals, als sie bei ihrer Ankunft in Italien die Sikuler im Besitz des Landes fanden, das sie jetzt selbst bewohnen, wären jene so in Schrecken geraten, daß sie sie in ihrer Angst aufnahmen. Sie hätten nun mit den Sikulern ein Übereinkommen geschlossen, mit ihnen Freundschaft zu halten und gemeinsam mit ihnen das Land zu bewohnen,[17] solange ihr Fuß die Erde beträte und sie den Kopf auf den Schultern trügen. Bei der Ableistung des Eides aber hätten die Lokrer auf die Sohlen ihrer Schuhe Erde gelegt und unter dem Gewand auf ihrer Schulter Knoblauchköpfe versteckt und so den Eid abgeleistet; dann hätten sie die Erde aus den Schuhen hinausgetan, die Knoblauchköpfe fortgeworfen und nicht lange danach, als sich die Gelegenheit bot, die Sikuler aus dem Lande vertrieben.
Die "gewaltsame" Landnahme war aber nicht die einzige Option; wenn die
Verhältnisse es erlaubten, ging man auf das Angebot zu einem
Interessenausgleich ein. Archäologisch gesehen sind dies griechische
Ansiedlungen, in deren Nähe sich gleichzeitig Siedlungen der Einheimischen
feststellen lassen. Die politischen Umstände, unter denen sich solche
Arrangements ergaben, sind in der Regel nicht zu ermitteln. Ein Beispiel ist
Thukydides' Nachricht über die Gründung von Megara Hyblaia:[18]
Die anderen gaben Thapsos wieder auf, um nach dem Rat des Sikelerkönigs Hyblon, der die Feldmark hergab, Megara anzulegen, das das hybläische genannt wurde.
In der Anfangsphase der Kolonisation gab es beim Umgang mit den Eingeborenen
gelegentlich Unterschiede zwischen Siedlern unterschiedlicher Herkunft und
Prägung. Der verschiedenartige Umgang mit den Einheimischen konnte
weitreichende Folgen haben, wie man am Beispiel der Geschichte Siziliens zeigen
kann, insbesondere an der unterschiedlichen Entwicklung des von Dorern
gegründeten Syrakus im Vergleich mit benachbarten ionischen
Gründungen.[19]
Ziemlich aggressiv sind offenbar die Gründer von Syrakus und deren
Nachkommen vorgegangen. Nach der ersten Vertreibung der Sikeler von der
später zur Stadt gehörigen Insel Ortygia expandierte Syrakus weiter
nach Westen, auf Kosten der dortigen Urbevölkerung. Diese unterworfenen
Sikeler bilden später eine Schicht von Hörigen, die dann im V. Jhdt.
gemeinsame Sache mit dem von den Aristokraten unterdrückten
syrakusanischen Demos machen. Die syrakusanischen Grundherren werden vom Demos
und von ihren eigenen Sklaven, den Kyllyriern, vertrieben.[20] Die enorme Größe des
syrakusanischen Territoriums ergibt sich erst durch die Möglichkeit der
Ausbeutung der sikelischen Ureinwohner. Die Größe der Territorien von
Gela und von Akragas erklärt sich wohl durch ähnliche Umstände.
Die Herausbildung einer Schicht von Hörigen ist auch für andere
geographische Bereiche der Kolonisation bezeugt.[21]
Die ionischen Gründungen Naxos, Katane, und Zankle scheinen ohne
größere Konflikte mit den Sikelern an Küstenplätzen
angelegt worden zu sein, die von der Urbevölkerung zum Zeitpunkt der
griechischen Neubesiedlung bereits verlassen worden waren. Die Gründer von
Leontinoi wurden sogar von den Sikelern freundlich aufgenommen, die sie
freilich später vertrieben.[22] Auch die chalkidischen Gründungen
Kallipolis und Euboia müssen zunächst konfliktfrei mit den Sikelern
zusammengelebt haben.[23]
Der verschiedenartige Umgang mit den Sikelern hat eine selbst noch im Zeitalter
des Peloponnesischen Krieges festzustellende Langzeitwirkung. Die Naxier haben
volles Vertrauen in die Loyalität ihrer sikelischen Truppen[24], und die Athener
können während ihrer Invasion im Jahre 415 auf die
Unzuverlässigkeit der syrakusanischen Hilfstruppen hoffen.[25]
Aber selbst wenn es zeitweise zu einer Art Kooperation zwischen Griechen und
Sikelern kam, wird dies meistens ein Nebeneinander gewesen sein, und sehr
selten ein Miteinander, wie es der Geograph Strabon für das spanische
Emporion überliefert:[26]
Emporion ist eine Doppelstadt, durch eine Mauer getrennt, weil sie früher Indiketen zu Nachbarn hatten, die, obgleich im Besitz eines eigenen Gemeinwesens, doch der Sicherheit wegen einen gemeinschaftlichen Umfassungswall mit den Hellenen haben wollten; der war doppelt, geteilt von einer Mauer mitten durch die Stadt. Mit der Zeit aber haben sie sich zu einem und denselben, aus barbarischen und hellenischen Bräuchen vermischten Gemeinwesen vereinigt, was auch bei vielen anderen der Fall war.
Solche "gemischten" Ansiedlungen dürften eher selten, und dann auch
sehr kurzlebig gewesen sein, obwohl Strabon das Gegenteil behauptet. Wirkliche
Koexistenz war in der Frühphase einer Gründung leichter als
später. Zunächst könnten manche Sikeler durchaus
zufriedengewesen sein mit den neuen wirtschaftlichen Möglichkeiten; bei
größeren Expansionsbestrebungen der Griechen mußten aber bald
Interessenskonflikte entstehen, wie sie für Kyrene in Nordafrika bezeugt
sind.[27]
Die ersten Siedler kamen gewöhnlich ohne weibliche Begleitung. Wenn
überhaupt Frauen von Anfang an dabei waren, so nahmen sie wohl in erster
Linie religiöse Funktionen als Priesterinnen wahr.[28] Nur bei Phokaia wird ausdrücklich die
Beteiligung von Frauen erwähnt.[29] Die Mehrzahl der frühen Siedler wird
also nicht so ohne weiteres die Möglichkeit gehabt haben, eine Familie zu
gründen. Die wenigen Nachrichten über diese Frage sind
selbstverständlich nicht von der wünschenswerten Klarheit.[30] Es ist umstritten, ob
die von Herodot tradierte Nachricht über die Frauen der ersten Milesier
repräsentativ ist für die Frühphase der Kolonisation:[31]
Die aber vom Prytaneion in Athen auszogen und meinten, sie seien die edelsten unter den Joniern, die brachten keine Frauen mit in ihre Neusiedlung, sondern nahmen karische Frauen, deren Eltern sie zuvor erschlagen hatten. Und um dieses Totschlags willen machten es sich die Frauen zum Gesetz und setzten einen Schwur darauf und gaben ihn weiter an ihre Töchter, niemals mit ihren Männern zu essen noch ihren Mann beim Namen zu rufen, deswegen, weil sie ihre Väter und Männer und Kinder umgebracht und nach solcher Tat sie selber zu ihren Frauen gemacht hatten.
Ein Indiz für frühe Abmachungen zwischen griechischen
Neugründungen auf Sizilien und indigenen Zentren über eherechtliche
Fragen ist z. B. eine Notiz bei Thukydides über die "epigamia"
zwischen dem griechischen Selinus und Segesta, einer Stadt der indigenen
Elymer.[32] Selinus hat
wohl von Anfang an gute Beziehungen zu den Elymern gehabt. Direkt in der
Nähe von Selinus scheint es eine Siedlung der Einheimischen gegeben zu
haben, die Handel mit den Griechen getrieben hat.[33]
Vergleichbar waren die Verhältnisse in Nordafrika nach der Gründung
von Kyrene; auch hier gab es für die ersten Siedler wohl keine Alternative
als die Verbindung mit einheimischen Frauen. Unterschiedlichen Bräuche von
Männern und Frauen bestanden dort noch im V. Jahrhundert, wie Herodot
schreibt:[34]
Fleisch von der Kuh versagen sich auch die Frauen der Kyrenaier, um der ägyptischen Isis willen, ja ihr zu Ehren halten sie auch Fasten ein und feiern Feste. Die Frauen der Barkaier essen außer von der Kuh auch vom Schwein nichts.
Die Griechen der archaischen Zeit hatten kaum Vorurteile bei der Frage der
Verbindung mit einheimischen Frauen. Was für die griechische Aristokratie
der archaischen Zeit durch viele Beispiele erwiesen ist,[35] trifft mit einiger Wahrscheinlichkeit auch
für die unteren sozialen Schichten zu. Für Sizilien gibt es
allerdings, mit der einen Ausnahme der Notiz über die "epigamia"
zwischen Selinunt und Segesta, keine konkreten Zeugnisse. Das beste
archäologische Zeugnis für langfristige Formen der Koexistenz
wäre eine Vermischung oder Angleichung der Begräbnissitten - aber
gerade dies ist für Sizilien nicht nachweisbar, mit der einen strittigen
Ausnahme von Morgantina.[36] Ohnehin wurden die meisten Indigenen beim
Zusammenleben mit Griechen im gesamten geographischen Bereich der Kolonisation
- mit der einen Ausnahme von Ägypten - auf lange Sicht hellenisiert.[37]
Die Kennzeichnung der "Fremden" als Barbaren stammt ursprünglich aus
dem griechischen Kleinasien und bezeichnet nicht die Perser, sondern indigene
Völker dort und am Rande der griechischen Welt im Norden; Klarheit ist
hier nicht zu gewinnen, da es nur sehr wenige Beispiele für den Gebrauch
des Wortes vor dem Perserkrieg gibt.[38] Angesehen waren die Völker nicht, die
in der archaischen Zeit zu den "Barbaren" gezählt wurden, ohne daß
der Begriff eigens gebraucht wird: luxuriöse Lyder, grausame Thraker,
sexuell ungewöhnliche Phryger.[39]
Der Barbarenbegriff ist nicht denkbar ohne eine Vorstellung davon, wer die
Hellenen sind. Die wachsende Bedeutung des Hellenen-Namens ist untrennbar
verbunden mit der im V. Jahrhundert präziser werdenden Vorstellung davon,
was die "Anderen" ausmacht, die Barbaren, diejenigen, die also nicht
Griechen sind. Thukydides hat diesen Sachverhalt in seiner Archäologie
erkannt, wenn er über Homer schreibt:[40]
So hat er auch für die Barbaren kein Wort, weil auch die Hellenen, meine ich, noch nicht unter einem gegensätzlichen Namen zusammengefaßt waren.
Herodot hat in einem berühmten Abschnitt seines Werkes von den
verbindenden Gemeinsamkeiten der Griechen im Kampf gegen die Perser gesprochen:
das hellenische Volk sei gleichen Blutes und spreche die gleiche Sprache, habe
gemeinsame Bauten für die Götter und entsprechende Opfer, und
übereinstimmende Sitten. Diese Gemeinsamkeiten werden von den Athenern
vorgebracht zur Erklärung ihrer strikten Weigerung, mit den Persern in
Verhandlungen zu treten.[41] Die Vorstellung von einer nicht bloß
athenischen, oder spartanischen, oder argivischen Identität, sondern von
einer gemeinsamen - modern - gesprochen, Ethnizität[42] war damals beileibe nicht jedem
griechischen Politiker geläufig, sondern wurde von den Athenern in ihrem
Sinne instrumentalisiert. Der Begriff "Hellas" für Griechenland ist
vor dem Zeitalter der Perserkriege kaum belegt, wie schon Thukydides angemerkt
hat; "Hellas" als Name bezieht sich in der Frühzeit auf einen bestimmten
Teil Nordgriechenlands.[43] Ein rudimentäres Bewußtsein
für griechische Gemeinsamkeiten jenseits des kleinstaatlichen
Partikularismus bereits in der archaischen Epoche sollte dabei nicht
übersehen werden; bereits in der Ilias zeichnet sich das Heer der Griechen
(für die die Ilias die Namen Achäer, Argeier und Danaer hat), durch
ein im Vergleich mit den Troianern viel besser koordiniertes Auftreten aus.[44] Nicht zu vergessen sind
die Festlichkeiten in Olympia, mit ihrem sozusagen "panhellenischen" Charakter,
der die Teilnahme etwa von makedonischen Königen lange Zeit
ausschloß.[45]
Nach dem Perserkrieg gab es also durchaus Vorstellungen davon, was einen
Hellenen ausmacht. Wie aber beschrieb man einen "Barbaren" ? Für die
Griechen sind diese "Anderen" ursprünglich nicht definiert durch andere
Hautfarbe oder andere Sitten, sondern durch ihre unverständliche Sprache -
ein Rassebegriff modernerer Zeiten ist den Griechen bei der Definition dessen,
was den Barbaren ausmacht, völlig fremd.[46] In diesem "sprachlichen" Sinne hat bereits
Homer bei seiner Aufzählung der troianischen Verbündeten die Karer
eingeführt: als "barbaróphonoi", unverständlich sprechend[47]: der Barbar spricht -
und denkt - unverständlich und unklar. In übertragener Form benutzt
auch schon Heraklit den Begriff: "Schlimme Zeugen sind den Menschen Augen und
Ohren, sofern sie Barbarenseelen haben" - also Seelen, die ohne
Verständnis für den eigentlichen "logos" sind.[48] So wird Herodots Satz über das Volk
der aithiopischen Höhlenbewohner besser verständlich:
Eine Sprache ist bei ihnen in Übung, die ist keiner andern ähnlich, sondern sie kreischen wie die Fledermäuse.[49]
Dieser "ältere" Barbarenbegriff ließ sich nicht so leicht auf
die Perser anwenden. Herodot und seine Standesgenossen kannten Perser der
Oberschicht, und niemand wäre auf die Idee gekommen, die persischen
Adligen für ungleichwertig, für barbarisch zu halten.[50] Ultrakonservative,
"tyrannische" Familien Griechenlands und Kleinasiens blickten voller Sympathie
nach Osten, und fanden zur Not dort auch Asyl. Die thebanischen Kollaborateure,
die sich 479 auf die Entscheidungsschlacht bei Plataiai vorbereiten, halten
zusammen mit den hohen Offizieren der persischen Armee ein Gastmahl ab - fast
schon ein Modell für die spätere Politik Alexanders des Großen
der Integration von makedonischer und persischer Führungsschicht.[51] Die Angehörigen der
griechischen Oberschicht trafen sich, wie man heute sagen würde, auf
gleicher Augenhöhe mit den persischen Aristokraten, und mancher wird sich
bemüht haben, wie vergeblicherweise Pausanias von Sparta, eine persische
Prinzessin zu heiraten.[52]
Der uns heute mehr oder weniger vertraute Barbarenbegriff bildet sich erst nach
dem Sieg der Griechen über die Perser aus. Der historische Zusammenhang
ist die politische Führung Athens im delisch-attischen Seebund, dessen
erster Zweck bei seiner Gründung die Fortführung des Kampfes gegen
die Perser war. Die Perser mögen zunächst noch eine reale Gefahr
gewesen sein, aber sie wurden auch als Feindbild zur Stabilisierung der
athenischen Herrschaft gebraucht. In den Jahren der Kämpfe selbst ist kaum
ein Grieche auf die Idee gekommen, den Gegner als "Barbaren" zu
bezeichnen: man sprach von den Medern oder den Persern, nicht aber von "den
Barbaren".[53]
Einzug in das politische und das poetische Vokabular der Zeit hält der
Begriff des Barbaren (sozusagen in unserem Sinne) spätestens durch die 472
v. Chr. aufgeführten "Perser" des Aischylos.[54] Ein ziemlich plattes "Feindbild" der
fremdartigen Barbaren ist in den Jahrzehnten danach immer wieder nachweisbar.[55] In den Komödien des
V. Jahrhunderts taucht mancher orientalische "Barbar" auf; ein
repräsentatives Beispiel ist der schnatternde persische Diplomat in den
"Acharnern" des Aristophanes.[56]
Wenn ich im Folgenden von Herodot spreche, dann aus dem Grunde, daß er mit
der wohlfeilen Barbarentopik seiner Zeit auf ganz andere und
überraschende, ja vielleicht ganz unzeitgemäße Weise umgeht. Er
widerspricht in erstaunlichem Maße dem im Athen seiner Zeit von Teilen der
Bevölkerung geschätzten Bild von den Persern als "barbarischen"
Gegnern.[57]
Herodot stammt aus Halikarnass in Karien und hatte deshalb bessere Kenntnisse
von den Persern als die meisten Schriftsteller und Politiker seines Umfeldes.[58] Er hatte als Reisender
und Geograph begonnen und erst im Verlauf seiner Arbeit zu seiner Lebensaufgabe
gefunden, den Feldzug des Xerxes und seine Vorgeschichte zu erforschen und
darzustellen. Mit seinen ethnographischen Abschnitten über die Perser und
diejenigen Völker, die im Laufe der persischen Expansion mit den Persern
in Berührung kamen oder von ihnen unterworfen wurden, steht er in einer
langen wissenschaftlichen Tradition. Seinen bedeutenden Vorgänger
Hekataios von Milet hat er ausdrücklich genannt.[59]
Herodot steht allem Fremden offen gegenüber, selbst nach der Erfahrung mit
dem Weltkonflikt des Perserkrieges. Wir finden in Herodots Werk die wichtigsten
Zeugnisse über die Entstehung des griechischen Konflikts mit den Barbaren,
und zugleich ist er voller Verständnis für sie. Die Welt wird als
Einheit verstanden, in der alle Menschen grundsätzlich vergleichbar und
auch gleichwertig sind. Im programmatischen ersten Satz seines Werkes werden
Hellenen und Barbaren nebeneinander genannt - er habe sein Werk geschrieben,[60]
auf daß, was von Menschen geschehen, nicht mit der Zeit verblasse, noch Taten, groß und des Staunens wert, vorgewiesen von Hellenen wie von Barbaren, ihres Ruhmes verlustig gehen.[61]
Dies sind Worte für die Einleitung einer universalhistorischen
Darstellung, und damit wohl alles andere als repräsentativ für die
unruhige Zeit des peloponnesischen Krieges, als das Werk die
Öffentlichkeit erreichte. Herodots Aufgeschlossenheit für alles
Fremde ist in seiner Zeit womöglich eine antiquierte Haltung aus der Zeit
des früheren Ionien - es ist vielleicht kein Zufall, daß er sich
entschlossen hat, Athen zu verlassen und nach Thurioi in Süditalien
überzusiedeln.[62]
Herodots universalhistorische Haltung gegenüber den fremden Völkern
ist ohne einen gewissen Relativismus, der ihn als Zeitgenossen der Sophistik
ausweist, nicht denkbar. Er führt seinem Publikum vor Augen, daß die
moralische Bewertung fremdartiger und möglicherweise abstoßender
Sitten voreilig sein kann. Die Relativität aller Sitten und ihrer
Beurteilung wird von ihm am Beispiel eines angeblich von Dareios
durchgeführten Umfrage-Experiments formuliert, das frei erfunden sein
dürfte, und deshalb umso wichtiger ist als Zeugnis für
Grundüberzeugungen Herodots:[63]
Wenn einer nämlich allen Menschen auf der Welt die Aufgabe stellte und sie aufriefe, sich die schönsten Sitten und Gebräuche von all den bestehenden auszusuchen, so würden sie sich die ansehen und jeder würde die seines Volkes wählen. So fest glaubt ein jedes Volk, seine Sitten seien bei weitem die besten. Nur ein Wahnwitziger kann also derartiges zum Gelächter machen. Daß über ihre Sitten und Gebräuchen alle Menschen so denken, kann man aus vielen verschiedenen Zeugnissen entnehmen, darunter denn auch aus dem Folgenden. Dareios ließ einmal, als er König war, die Hellenen, die in seiner Umgebung waren, rufen und fragte sie, um welchen Preis sie bereit wären, ihre verstorbenen Väter zu verspeisen. Und sie sagten, um keinen Preis würden sie das tun. Und danach ließ Dareios die Kallatier, ein indisches Volk, rufen, die ihre Väter aufessen, und fragte sie, in Gegenwart der Hellenen, die durch einen Dolmetscher erfuhren, was gesprochen wurde, um welchen Preis sie bereit wären, ihre gestorbenen Väter im Feuer zu verbrennen; die aber schrien laut auf und sagten, er solle nicht so gottlos reden. So steht es also mit dem Glauben an Sitte und Brauch, und richtig scheint mir Pindar zu dichten, wenn er sagt, die Sitte sei aller Menschen König.[64]
Herodot ist ein vorschnelles Urteil über fremde Sitten völlig fremd,
wobei er durchaus in der Lage war, eindeutig negativ zu urteilen, wenn er es
für angemessen hielt. Was für Barbaren am Rande der zivilisierten
Welt galt, traf allerdings nicht für das alte Kulturvolk der Perser zu.
Deren Sitten werden keineswegs negativ beurteilt - sie sind nur anders als die
der Griechen. Im ethnographischen Abschnitt über die Perser wird den
Griechen ein Spiegel vorgehalten; die Perser verhalten sich in vielem
völlig anders als die Griechen:[65]
Von der Perser Sitten und Gebräuchen ist mir das Folgende bekannt: Götterbilder und Tempel und Altäre zu errichten ist bei ihnen nicht der Brauch, vielmehr nennen sie Toren, die solches tun, und diesen Brauch haben sie meines Erachtens deswegen eingeführt, weil sie die Götter nicht für menschenartig halten wie die Hellenen.[66]
Liest man die ethnographischen Kapitel über die Perser, ist man
überrascht über die hohe Einschätzung der Kultur des Gegners von
480, der doch mindestens bis zum Jahre 449 als bedrohliche Macht empfunden
werden konnte[67]:
Tapferkeit und Wahrheitsliebe und Selbstbewußtsein sind die
hervorstechenden Eigenschaften der persischen Oberschicht.[68] Plutarch hat Herodot später einen
"Barbarenfreund" genannt.[69] Zu unterscheiden ist allerdings zwischen
der ursprünglichen Kultur der Perser, und ihrem Zustand in der Epoche der
Expansion des Reiches zur Zeit der Perserkriege und danach. Herodot ist
tolerant und z. T. sogar voller Anerkennung, was die persischen Sitten im
allgemeinen angeht, er ist aber sehr kritisch, wenn es um das Regime und das
Verhalten des Großkönigs geht.
Den "guten" Sitten der persischen Oberschicht, mindestens zur Zeit des
Staatsgründers Kyros, steht der sozusagen orientalische Expansionsdrang
der späteren Könige gegenüber. Dem großen Kyros folgen
Herrscher, die alle Warnungen in den Wind schlagen und sich auf gewagte
Feldzüge einlassen: Kambyses gegen Ägypten, Dareios gegen die
Skythen, und am Ende Xerxes gegen die Griechen. Dies ist für Herodot wohl
erklärt durch das überhöhte Selbstbewußstein der persischen
Großkönige und vielleicht auch durch die immer serviler werdende
Atmosphäre bei Hofe. Xerxes, der voller Zorn das ungehorsame Meer mit
Ketten peitschen läßt, ist das abschreckendste Beispiel eines
orientalischen Despoten.[70] Die Peitsche, die die Offiziere auf die
Rücken der verängstigten persischen Truppen niedersausen lassen,
symbolisiert die Sklaverei derer, die den Griechen ihre Freiheit rauben
wollen.[71]
In einer Szene vor dem Entscheidungskampf an den Thermopylen schildert Herodot
eine Gespräch zwischen Xerxes und dem nach Persien geflohenen
Spartanerkönig Demaratos. Xerxes befragt Demaratos nach der Art der
Männer, die es wagen, sich dem Heer des Großkönigs in einer
aussichtslosen Position entgegenzustellen. Hier fallen die Worte, die, obwohl
konkret auf die Spartaner bezogen, im Sinne Herodots für alle Griechen
gelten sollen:[72]
So steht es auch mit den Lakedaimoniern: im Einzelkampf sind sie nicht schlechter als irgendein Mensch auf der Welt, im gemeinsamen Kampf jedoch sind sie die besten von allen. Denn frei sind sie, aber nicht in jeder Beziehung frei. Über ihnen nämlich steht als Herr das Gesetz, und das scheuen sie noch viel mehr als die Deinen dich." Bei aller Offenheit des Urteils über die Kultur der Perser teilte Herodot also die verbreitete Ansicht über die Teilung der Welt in Ost und West, in eine Sphäre tyrannischer oder monarchischer Herrschaft bei den Persern, und in eine Sphäre der Freiheit bei den Griechen.[73]
Es gibt einen Aspekt von Herodots Schilderung, der im Rahmen der hier
verhandelten Fragestellung besondere Erwähnung verdient: die Benutzung der
aktuellen Vorstellungen über die Perser in ihrer Spätzeit als
warnendes Exempel für die Griechen, und speziell wohl für die
Athener, in den Jahren vor dem Ausbruch des peloponnesischen Krieges. Im
Spiegel des Fremden sollen die Griechen davor bewahrt werden, so zu werden wie
die, die sie doch so ablehnen.
Herodot schreibt sein Werk in der Hochphase der delisch-attischen Symmachie und
in den Krisen-Jahren vor dem Ausbruch des peloponnesischen Kriegs.[74] Das Werk endet mit der
Eroberung von Sestos im Jahre 478, doch hat Herodot den Schlußabschnitt
seines Werkes so gestaltet, daß er als Warnung an sein athenisches
Publikum gelesen werden muß.
Herodot nimmt auf subtile Weise Stellung zur politischen Entwicklung im
Zeitalter des Seebunds, indem er seinen athenischen Hörern deutlich macht,
daß die Perser einerseits verschieden sind in ihren Sitten und
Gebräuchen, sich andererseits aber auch sehr vorbildlich verhalten
können; Athen dagegen läuft bei der rücksichtslosen Verfolgung
seiner politischen Interessen Gefahr, sich seiner selbst zu entfremden und so
persisch-barbarisch zu werden, wie es der chauvinistischen Vorstellung von den
persischen Barbaren in den Gassen Athens entspricht.[75] Als Warner vor schlimmen Entwicklungen war
Herodot leider so erfolglos wie alle die Warner und Experten, die in seinem
Werk auftreten.
Die Juden sind von den Griechen überraschend spät als eigenes Volk
mit eigener Kultur und Religion wahrgenommen worden. Die Griechen haben
Vorstellungen gehabt von den Ägyptern, von der Persern, selbst von den
weit entfernten Indern, kannten aber nicht einmal den Namen der Juden. Herodot
hat sich wohl deshalb nicht für die Juden interessiert, weil sie in der
Epoche von Marathon und Salamis keinen Konflikt mit dem Perserkönig
hatten.[77] Auch er, der
doch so viele Untertanen der Perser mit Namen nennt, erwähnt die Juden
nicht; wenn er vom Gebiet des heutigen Israel spricht, dann nennt er die
phönizische Stadt Ashkelon.[78] An einer anderen Stelle spricht er von den
"Syrern in Palästina".[79] Die Frage sei erlaubt, wie sich das
spätere griechisch-römische Bild von den Juden gestaltet hätte,
wenn Herodot in der ihm eigenen vorurteilsfreien Weise über sie
geschrieben hätte. Informanten hätte es genug gegeben. Schon
früh sind Griechen in Palästina nachweisbar, als Söldner und als
Händler. Im IV. Jahrhundert, vor Alexander dem Großen, leben Griechen
in Akko, und die ersten jüdischen Münzen orientieren sich
ikonographisch an den Eulen Athens.[80]
Die Beziehungen Alexanders des Großen zum Land der Juden sind schlecht
bezeugt; auch von den Alexanderhistorikern werden die Juden nicht genannt.[81] Erst die wachsende
militärische und administrative Bedeutung Palästinas - in der
frühen Diadochenzeit weckte das Interesse griechischer Intellektueller.
Die Kämpfe der Diadochen um den Besitz von Palästina und Syrien
mußten Exkurse über die Juden, ihre Kultur und ihre Religion zum
notwendigen Bestandteil aller ernsthaften Geschichtswerke des Hellenismus
machen. Hieronymos von Kardia ist der erste griechische Historiker, von dem ein
Exkurs über die Geographie dieses Teils der Welt faßbar ist;
spätere jüdische Leser waren ungehalten darüber, daß er
wohl über das Tote Meer und den Asphalthandel schrieb, nicht aber
über die Bevölkerung des Landes.[82]
Ptolemaios I. hatte 320 v. Chr. Jerusalem eingenommen.[83] Der erste griechische Autor, der - im
Rahmen eines Werkes über Ägypten - über die Juden geschrieben
hat, ist Hekataios von Abdera, der vermutlich am Hofe Ptolemaios' I. tätig
war und ihn vielleicht auch auf seinem Feldzug nach Judaea begleitet hat und
auf diese Weise Kenntnisse aus erster Hand erlangt hatte. Sein Bericht
über die Juden erklärt sich allerdings weniger durch eine
"herodoteische" Forschungsreise nach Judaea als durch die Bedeutung der
Juden in Ägypten selbst.[84]
Er schrieb sein "Ägyptenbuch" wohl schon bald nach 320, damit noch
vor der Errichung des "ptolemäischen" Staates.[85] Es ging in diesem Werk um den Ruhm
Ägyptens als einer alten Zivilisation, als eines philosophischen
Gemeinwesens. In diesen Jahren entstand auch die später bedeutende
jüdische Gemeinde in Alexandreia - es kann deshalb nicht überraschen,
daß Hekataios auf die Juden aufmerksam wurde und ihnen einen Abschnitt
seines Werk widmete. Ein zusätzlicher Anreiz war es, seinen berühmten
Vorgänger als Darsteller Ägyptens, Herodot, den er in der
bewährten Manier antiker Autoren kritisiert hat, inhaltlich zu
ergänzen.[86]
Die hellenistischen Schriftsteller über fremde Länder und Völker
haben Herodot, bei aller Kritik, völlig verinnerlicht und sahen die Welt
sozusagen mit den Augen ihres Vorgängers.[87] In der Nachfolge Herodots ist der Blick
der griechischen Historiographie auf ein fremdes Volk deshalb zunächst
frei von Vorurteilen aller Art; die Anwendung der traditionellen
ethnographischen Kategorien erleichterte den Griechen die Vergleichbarkeit der
eigenen mit fremden, "barbarischen" Kulturen, ohne sofort zur
grundsätzlichen Ablehnung des Fremden zu führen. Auch die
zunächst relativ geringe politische Bedeutung der Juden mag zu einer
vorurteilslosen Schilderung der jüdischen Sitten und Gebräuche
beigetragen haben.
Die Überlieferung aus Hekataios ist nur als gekürztes Exzerpt im Werk
des Diodor erhalten, der den entsprechenden Abschnitt als Einleitung für
seine Darstellung von Pompeius' Eroberung Jerusalems im Jahre 63 v. Chr.
benutzt hat:[88]
Da wir im Begriff sind, den Krieg gegen die Juden zu beschreiben, halten wir es für passend (schreibt Diodor), in einer kurzen Übersicht, die Gründungsgeschichte dieses Volkes und seine Sitten zu schildern. Als in alter Zeit in Ägypten eine Seuche ausbrach, schrieb die Menge den Grund dieser Übel der Gottheit zu.[89] Da in Ägypten viele Fremde aus allen möglichen Gegenden und mit verschiedenartigen Sitten in Religion und Opferbräuchen wohnten, war es zur Geringschätzung der traditionellen Götterverehrung gekommen. (2) Deswegen nahmen die ursprünglichen Einwohner des Landes an, es werde keine Befreiung von diesen Übeln geben, wenn sie die Fremdstämmigen nicht vertrieben. Deshalb wurden die Fremden sogleich aus dem Land gejagt;[90] die vornehmsten und tatkräftigsten taten sich zusammen und wurden nach Griechenland verschlagen, wie einige sagen, und zu einigen anderen Orten, mit vornehmen Anführern an ihrer Spitze, von denen, wie man meint, Danaos und Kadmos die bedeutendsten waren.[91] Der größere Teil der Vertriebenen strandete in dem Gebiet, das Judaea genannt wurde, nicht weit von Ägypten entfernt, das zu jenen Zeiten gänzlich unbesiedelt war.[92] (3) Diese Ansiedlung wurde angeführt von Moses, einem Manne von herausragender Klugheit und Tapferkeit.[93] Der nahm das Land in Besitz und gründete neben anderen Städten auch das jetzt hochberühmte Jerusalem.[94] Er gründete auch den bei ihnen am meisten verehrten Tempel, lehrte sie die Verehrung und den heiligen Brauch für die Gottheit, gab ihnen ihre Gesetze und richtete ihr Staatswesen ein. Er teilte das Volk in zwölf Stämme ein, da diese Zahl - entsprechend der Zahl der Monate, die das Jahr bilden - für die vollkommenste gehalten wurde.[95] (4) Ein Bild der Götter machte er überhaupt nicht für sie, weil er meinte, daß der Gott keine Menschengestalt habe, sondern Gott sei allein der Himmel, der die Erde umgebe, und Herr über alle.[96] Er richtete Opfer ein, die sich von denen bei anderen Völkern unterschieden, und auch fremdartige Lebensformen, denn wegen ihrer eigenen Vertreibung führte er ein ziemlich menschenscheues und fremdenfeindliches Leben bei ihnen ein.[97] Er wählte von den Männern die angenehmsten und tüchtigsten als Anführer des ganzen Volkes aus und machte sie zu Priestern. Er gebot ihnen, sich im Tempel aufzuhalten und sich um die Verehrung für die Gottheit und die Opfer zu kümmern. (5) Dieselben Männer machte er auch zu Richtern über die wichtigsten Streitfälle und vertraute ihnen die Aufsicht über die Gesetze und die Sitten an.[98] Deshalb gibt es auch niemals einen König der Juden; die Gesamtführung des Volkes ist bei demjenigen, der die übrigen Priester an Klugheit und Tugend überragt. Den nennen sie Hohepriester und glauben, er sei für sie der Überbringer göttlicher Befehle.[99] (6) Er ist es, sagen sie, der in den Versammlungen des Volkes und in anderen Zusammenkünften die Gebote verkündet; die Juden sind dabei so folgsam, daß sie sofort zu Boden fallen und den Hohepriester, der ihnen die göttlichen Gebote verkündet, fußfällig verehren.[100] Am Ende ihrer Gesetze steht auch geschrieben, daß dies die Worte seien, die Moses von Gott gehört habe und den Juden verkünde.[101] Der Gesetzgeber verwandte auch viel Sorgfalt auf die Kriegführung und gebot den jungen Männern, sich in Tapferkeit und Ausdauer zu üben, und ganz allgemein im Ertragen jeder Entbehrung.[102] (7) Er führte auch Feldzüge gegen die benachbarten Völker; nach der Inbesitznahme des Landes nahm er eine Landverteilung vor und gab den einfachen Bürgern gleichgroße Landlose, den Priestern aber größere, damit sie höhere Einkünfte hätten und sich ungehindert um den Gottesdienst kümmern könnten.[103] Die einfachen Bürger durften ihre Landlose nicht veräußern, damit nicht einige aus Habsucht die Landlose aufkaufen könnten und dadurch die Ärmeren unterdrückten und einen Mangel an Menschen herbeiführten.[104] Er zwang die Landbevölkerung, ihre Kinder aufzuziehen; da die Kinder mit geringem Aufwand aufgezogen werden konnten, hatte das Volk der Juden immer eine zahlreiche Bevölkerung.[105] Moses sorgte dafür, daß sich die Heiratssitten und Grabbräuche sehr von denen anderer Menschen unterschieden.[106] Später aber, als sie unter die Oberherrschaft anderer gerieten, wurden viele der angestammten Sitten der Juden aufgrund des Umgangs mit Fremdstämmigen zur Zeit der Herrschaft der Perser und der diese ablösenden Makedonen verändert.[107]
Hekataios ist kein Antisemit, er sieht die Juden aber auch nicht als Idealvolk.
Im Grunde sieht er sie als Vertriebene aus Ägypten, die noch ein paar gute
Eigenschaften der Ägypter beibehalten haben. Das, was Moses an Neuerungen
bringt, leitet eher eine Entwicklung zum Schlechten ein. Und ein
Hauptgesichtspunkt schon dieser ersten griechischen Darstellung ist die
Erwähnung des "menschenscheuen und fremdenfeindlichen" Lebens - nach
den Kriterien der herodoteischen Ethnographie eine durchaus kritische
Bewertung.[108]
Trotz dieses Vorbehalts ist die erste Darstellung der jüdischen Kultur
durch einen hellenistischen Autor im Großen und Ganzen positiv; dieser
Eindruck wird bestätigt durch ein zweites Zeugnis, bei dem nicht wirklich
zu entscheiden ist, ob es sich erklärt allein durch die Lektüre von
Hekataios' Ägyptenbuch oder durch anderweitig erworbenes Wissen.
Theophrast (ca. 371 - ca. 287 v. Chr.) hat die Juden in seinem nur in
Fragmenten erhaltenen Werk "Über die Frömmigkeit"
erwähnt:[109]
Die Syrer, von denen die Juden ein Teil sind,[110] opfern auch jetzt noch, aufgrund der ursprünglichen Einrichtung dieses Opfers, lebende Tiere. Wenn uns jemand die Anweisung gäbe, auf diese Weise zu opfern, würden wir vor einer solchen Handlung zurückschrecken. Es gibt auch keinen Opferschmaus,[111] sondern sie verbrennen sie die ganze Nacht hindurch und begießen sie mit Honig[112] und Wein, um die Opfer schneller vom Feuer verzehren zu lassen, damit nicht der, der alles sieht, sich diesem schrecklichen Anblick aussetzen muß. In den Tagen dieser Opfer fasten sie. Während der ganzen Zeit sprechen sie unablässig miteinander über die Gottheit, denn sie sind Philosophen ihrer gesamten Art nach,[113] und in der Nacht beobachten sie die Sterne, schauen sie an und rufen Gott mit ihren Gebeten an.[114] Sie waren die ersten, die Opfer von lebenden Tieren und von sich selbst einrichteten,[115] doch taten sie dies nicht freiwillig, sondern unter Zwang.
Theophrast verglich offenbar die jüdischen Opferformen mit denen der
Ägypter, den "weisesten der Menschen", die den Göttern "bessere"
Opfer darbrächten, nämlich Pflanzen. Theophrast scheint die
jüdischen Opfer dementsprechend als "Verschlechterung" der
ägyptischen geschildert zu haben. Auch das Faible der hellenistischen
Intellektuellen für die Weisheit des Ostens hat dazu geführt, die
erste Begegnung mit dem Judentum eher positiv zu prägen.[116] Klearchos von Soloi
ließ Aristoteles über die Begegnung mit einem Juden sprechen,[117] Hermippos machte
Pythagoras zum "Schüler" jüdischer Denker.[118] Manche Autoren, darunter Megasthenes,
ein Autor über Indien, haben die Juden als Teil der Syrer begriffen, und
die jüdischen Priester als eine besondere Kaste bei den Syrern,
vergleichbar den Brahmanen bei den Indern.[119]
Solange es nicht zu politischen Konflikten kam, hat sich die überwiegend
positive Prägung der jüdischen Ethnographie erhalten. Spannungen
ließen aber nicht lange auf sich warten. Die Ansiedlung von Juden in
Alexandreia führte zu Konflikten mit der ägyptischen
Führungsschicht. Ein Reflex dieser Verhältnisse findet sich in den
Fragmenten der Landesgeschichte des Ägypters Manetho, die dieser auf
Griechisch schrieb, vermutlich in der Regierungszeit von Ptolemaios II. (283 -
246 n. Chr.).[120] Die
hier interessierenden Fragmente des Werkes sind in Josephus' Schrift
"Contra Apionem" erhalten.[121] Die Manetho-Fragmente bieten zwei
judenfeindliche Traditionen.[122] Die erste ist die Gleichsetzung der
Juden mit den Hyksos,[123] die etwa in der Mitte des 2.
Jahrtausends v. Chr. nach Ägypten eingefallen waren. Nach ihrer
Vertreibung aus Ägypten sollen die Hyksos eine Stadt namens Jerusalem in
"Syrien" gegründet haben. An einer anderen Stelle der Schrift spricht
Josephus von einer zweiten Version des Manetho über die jüdische
Urgeschichte. Hier sind die Juden Aussätzige,[124] zu deren Führer sich ein
ägyptischer Priester aufschwingt:[125]
Er gab ihnen zu allererst das Gesetz, weder die Götter zu verehren noch sich der von den Ägyptern am meisten verehrten heiligen Tiere zu enthalten; sie sollten alle Tiere opfern und verzehren[126] und mit keinem Menschen verkehren, der nicht zu den Verschworenen gehöre.[127] Dies erließ er als Gebot, und sehr vieles andere, das den Gewohnheiten der Ägypter entgegengesetzt war. (...). Es heißt, daß der Priester, der ihnen eine Verfassung und Gesetze gab, ein Mann aus Heliopolis namens Osarsiph war, benannt nach Osiris, dem Gott von Heliopolis, und daß er, als er sich diesem Volk angeschlossen hatte, seinen Namen gewechselt habe und Moses genannt wurde.[128]
Es gibt eine Reihe von Unterschieden zwischen Hekataios und Manetho, die es
ausschließen, daß sich Manetho nur auf diese eine Vorlage berufen
hat; Manethos für die Juden wesentlich negativere Überlieferung
dürfte sich nicht nur aus zeitgenössischen Vorurteilen, sondern schon
aus altägyptischer Priester-Tradition herleiten.[129] Ein Konflikt aus früherer Zeit, der
Anlaß gegeben haben könnte für judenfeindliche Traditionen schon
der Ägypter selbst, ist die Herrschaft des Kambyses über
Ägypten. Damals waren die Perser die Schutzmacht der in Ägypten
lebenden Juden, zum großen Zorn der Priesterschaft.[130] Die Zerstörung des jüdischen
Tempels von Elephantine im Jahre 410 wurde das Fanal des vorgriechischen
Antisemitismus in Ägypten.[131]
Mindestens so wichtig wie der Beitrag des Manetho und der von ihm tradierten
altägyptischen Ablehnung der Juden wurde dann die antijüdische
Propaganda im Seleukidenreich des II. Jahrhunderts v. Chr.; der Konflikt
zwischen den Makkabäern und den Seleukiden führt zu einer weiteren
Verschärfung griechischer Äußerungen über die Juden.[132] Wie man in der
zweiten Hälfte des zweiten Jhdts. v. Chr. über die Juden und ihre
Bräuche sprechen konnte, wird durch ein Exzerpt aus dem Geschichtswerk des
Poseidonios erkennbar, in dem wir aus dem Munde der Berater des Königs
Antiochos' VII. alle die Vorurteile aufgezählt finden, die auch viel
später noch von Bedeutung sein werden, sehr weit über den Bereich der
"Alten Geschichte" hinaus. Antiochos hat im Jahre 135 v. Chr. Jerusalem
belagert:[133]
Die meisten seiner Freunde rieten ihm, die Stadt im Sturm zu nehmen und das Geschlecht der Juden gänzlich zu vertilgen - allein die Juden unter allen Völkern schlössen sich aus vom Umgang mit jedem anderen Volk und sähen alle als Feinde an.[134] Sie sagten ihm auch, daß die Vorfahren der Juden gottlose, den Göttern verhaßte Menschen gewesen seien, die man aus Äypten verjagt hätte. Da sie weißen Ausschlag oder Aussatz gehabt hätten, seien sie um der Reinigung des Landes willen wie Fluchbeladene zusammengetrieben und über die Grenzen hinausgejagt worden.[135] Diese Vertriebenen hätten die Gegend um Jerusalem besetzt, das Volk der Juden begründet und den Haß gegen die Menschen an ihre Nachkommen vererbt. Deswegen hätten sie auch ganz ausgefallene Bräuche eingeführt: sie lehnten die Tischgemeinschaft mit jedem anderen Volk ab[136] und begegneten auch jedem ganz ohne Wohlwollen.[137] Die Freunde erinnerten Antiochos auch an den Haß seiner Vorfahren gegen diese Nation. Denn Antiochos mit dem Beinamen Epiphanes, der die Juden im Kriege bezwungen hatte, war in das Allerheiligste des Tempels eingedrungen, das nach der Sitte nur der Hohepriester betreten durfte. Epiphanes habe in dem Allerheiligsten das steinerne Bild eines Mannes mit langem Bart gefunden, der auf einem Esel gesessen und in den Händen ein Buch gehalten habe.[138] Der König nahm an, daß dies das Bild des Moses sei, des Gründers Jerusalems und der jüdischen Nation, der auch die menschenfeindlichen und unsittlichen Gewohnheiten für die Juden zum Gesetz erhoben habe. Und da Epiphanes die menschenfeindliche Ablehnung aller Völker durch die Juden abscheulich fand, machte er es zu seinem ehrgeizigen Ziel, die jüdischen Sitten abzuschaffen. Deswegen opferte er dem Bilde des Gründers und dem unter offenem Himmel aufgestellten Altar des Gottes eine große Sau und schüttete das Blut über das Standbild und den Altar. Das Fleisch ließ er zubereiten und befahl, mit der Brühe die heiligen Bücher der Juden, die auch die menschenfeindlichen Gesetze enthielten, zu übergießen; er befahl auch, den sogenannten unsterblichen Leuchter, der ohne Unterlaß im Tempel brannte, auszulöschen und den Oberpriester und die anderen Juden zu zwingen, von dem Fleisch zu kosten.[139] Davon erzählten die Freunde und forderten Antiochos auf, dieses Volk gänzlich zu vertilgen;[140] wenn er das nicht wolle, dann solle er ihre Gesetze aufheben und sie zwingen, ihre Lebensweise zu ändern.
Wie repräsentativ solche Zeugnisse für die Haltung hellenistischer
Griechen gegenüber den Juden wirklich sind, dies ist eine andere Frage.[141] Antiochos VII. hat
jedenfalls nicht auf seine Berater gehört, sondern gewährte im Jahre
135 v. Chr. einen glimpflichen Friedensvertrag.[142] Die Vorwürfe der seleukidischen
Höflinge machen jedenfalls deutlich, daß die antisemitischen Topoi
der Antike seit dem II. Jahrhundert v. Chr. sämtlich feststehen und
später allenfalls noch verstärkt oder zugespitzt werden. Es sei
angemerkt, daß ein antisemitischer Topos der Neuzeit fehlt: daß man
einen Juden aufgrund seines Aussehens identifizieren könne.[143]
Überblickt man die antike Ethnographie, so nehmen die Juden einen ganz und
gar ungewöhnlichen Platz als "Fremde" ein; ihre "Alterität"
bleibt irritierend, hauptsächlich wohl durch das Festhalten an der
überlieferten Religion und der dadurch bedingten Distanz zum
alltäglichen Leben der Griechen. Es gibt in der gesamten
griechisch-römischen ethnographischen Tradition kein einziges Volk, das so
dauerhaft mit den uns bekannten feindseligen Topoi belegt worden ist,[144] deren Wirkung auf das
politische Handeln weder damals noch heute zu unterschätzen ist.
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